Digitale Editionen
Digitale Editionen spielen eine zentrale Rolle für die Geschichtswissenschaften und gewinnen auch in der Medizingeschichte zunehmend an Bedeutung. Sie machen historische Dokumente und Quellen nicht nur einem breiten Publikum zugänglich, sondern bieten durch digitale Technologien neue Möglichkeiten der Analyse, Vernetzung und Präsentation. Dadurch ermöglichen sie den Zugang zu seltenen oder schwer zugänglichen Dokumenten, wie etwa handschriftlichen Krankenjournalen oder medizinischen Traktaten, die bisher oft nur vor Ort in Archiven einsehbar waren.
Durch hochauflösende Faksimiles, durchsuchbare Transkriptionen und kritische Kommentare können Forschende und Interessierte diese Quellen orts- und zeitunabhängig nutzen. In der Medizingeschichte erlaubt dies beispielsweise die systematische Auswertung von Patientenakten, die Analyse medizinischer Diskurse oder die Rekonstruktion historischer Krankheitsverläufe und Behandlungsmethoden. Ein besonderer Mehrwert digitaler Editionen liegt in der Interaktivität und der Möglichkeit, große Mengen an Daten effizient zu erschließen und zu verknüpfen.
Projekte wie die digitale Edition der Krankenjournale Samuel Hahnemanns des IGM oder des mittelalterlichen Conciliator der Uni Köln zeigen, wie digitale Methoden die Forschung beschleunigen, die Nachnutzung von Daten fördern und interdisziplinäre Fragestellungen überhaupt erst ermöglichen können. Für die Medizingeschichte bedeutet dies: Digitale Editionen schaffen Transparenz, sichern den langfristigen Zugang zu Quellen und ermöglichen neue Forschungsfragen und Ansätze. Dadurch bilden sie eine wichtige Grundlage für digitale historische Forschung.
Vergangene Projekte
(Bearbeiter: Arno Michalowski, Florian Barth, Marius Maile, Artjom Balabanov, Fabian Schan und Annabel Köppel)
Der Nachlass Samuel Hahnemanns (1755–1843), des Begründers der Homöopathie, befindet sich im Homöopathie-Archiv des Instituts für Geschichte der Medizin. Dazu gehören vor allem seine Krankenjournale und eine umfangreiche Korrespondenz. Dieses für die Homöopathie-, Sozial- und Medizingeschichte einmalige Quellenkorpus dokumentiert eine über 40-jährige zusammenhängende Praxistätigkeit für den Zeitraum von 1800 bis 1843. Die 54 erhaltenen Krankenjournale Hahnemanns – 37 Bände in deutscher Sprache aus den Jahren 1802 bis 1835 mit der Signatur D, 17 Bände in französischer Sprache aus seiner Pariser Zeit (ab 1835) mit der Signatur DF – bilden den umfangreichsten Bestand an Quellenmaterial.
Um diese Quellen einem größeren Benutzerkreis in einer kritischen Printeditionen zugänglich zu machen, wurden seit 1989 die Krankenjournale nach vereinheitlichten Editionsrichtlinien in MS-WORD erschlossen. In einem Pilotprojekt wurde die in Word vorliegende Transkription des französischen Krankenjournals DF5 (1837–1842) exemplarisch in das Markup-Format der Text Encoding Initiative übertragen und Standards sowie Workflows für vorliegende bzw. weitere Transkriptionen erarbeitet, um zukünftig die Krankenjournale in einer digitalen kritischen Edition online zugänglich zu machen.
Samuel Hahnemanns Krankenjournal DF5. Digitale kritische Edition