25. Jubiläum der Abteilung Geriatrie am Robert Bosch Krankenhaus

Mitteilung

Seit Ende der 1980er Jahre förderte die Robert Bosch Stiftung Projekte, die sich mit der Verbesserung der Altenpflege und -betreuung befassten. So war das heute wesentlich stärker präsente Problem der demographischen Entwicklung, das der Schauspieler Joachim Fuchsberger mit den Worten "Altwerden ist nichts für Feiglinge" kennzeichnete, früh bewusst. Hinzu trat, dass an dem Neubau des Robert Bosch Krankenhauses (RBK), den die seinerzeit noch junge Stiftung 1973 auf dem Burgholzhof eröffnen konnte, die Zeit nicht spurlos vorüber gegangen war. Die notwendige Modernisierung sollte mit der Erweiterung der Herzchirurgie und der Einrichtung einer Geriatrischen Rehabilitationsklinik verbunden werden. Erleichtert wurde die Entscheidung durch den 1990 vorgelegten Geriatrie-Plan des Landes Baden- Württemberg, der die Versorgung der älterwerdenden Bevölkerung im Rahmen einer geriatrischen Rehabilitation in Kliniken vorsah. Diese Versorgungsform hatte sich in Deutschland erst seit etwa zehn Jahren entwickelt. Der Grundgedanke einer geriatrischen Rehabilitation ist, die vorhandenen körperlichen, geistigen und seelischen Potentiale erkrankter älterer Betroffener so zu aktivieren, dass diese sich möglichst weitgehend selbst versorgen und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Dementsprechend geht es hierbei nicht nur um die akute Behandlung durch einen Arzt, sondern um eine umfassende Therapie.

Dieses Konzept stellt besondere Anforderungen an den Bau einer solchen Klinik. Die Patientenräume und Sanitärbereiche wurden für 80 stationäre Betten rollstuhlgerecht gebaut und Räume für Logopädie, Ergo- und Physiotherapie ergänzt durch Gemeinschaftsräume vorgesehen. Ferner wurden 20 Plätze in einer Tagesklinik eingeplant. Um das für die neue Klinik notwendige Personal vom künftigen Arbeitsplatz zu überzeugen, wurde zeitgleich ein Wohnheim auf dem Areal des RBK errichtet.

Nach langer Planung und Abstimmung vor allem hinsichtlich der Finanzierung erfolgte der Spatenstich schließlich am 19. Januar 1996 durch Gesundheitsministerin Helga Solinger, den Bürgermeister der Stadt Stuttgart Prof. Dr. Hansmartin Bruckmann, den Vorstandsvorsitzenden der AOK Baden-Württemberg Roland Sing und den Geschäftsführer der Robert Bosch Stiftung Dr. Ulrich Bopp. Bei der Einweihung der Klinik am 23. Januar 1998 betonte Dr. Bopp, dass diese durch eine "beispielhafte Public Private Partnership vom Land, von der Landeshauptstadt und von den gesetzlichen Krankenkassen" habe entstehen können. Dies gelte vor allem für die Unterstützung bei den notwendigen Baumaßnahmen, die die Modernisierung des RBK gewährleisten sollten. Die neue Klinik wurde unter der gemeinsamen Führung von Prof. Dr. Ulrich Kuhlmann und Pflegeleiterin Sonja Kirchhoff als Abteilung des Zentrums für Innere Medizin ab Februar in Betrieb genommen. Vor allem auf die enge Verzahnung mit den akutmedizinischen Leistungen des RBK hatte man im vorgelegten Konzept großen Wert gelegt. Zu den Motiven der Stiftung erklärte Dr. Bopp: Man stelle sich mit den Investitionen von insgesamt etwa 62 Mio. DM vor allem einer Herausforderung, "auf die die Gesellschaft noch ungenügend vorbereitet" sei. Hier gelte es neue Antworten zu finden und das RBK wolle sich dieser Aufgabe stellen. Dabei sollten Forschung in Medizin und Pflege, gute klinische Praxis und soziale Erfahrung zusammenarbeiten, um dem von Robert Bosch selbst gesetzten Ziel, einer "der menschlichen Natur gemäßen Lebensweise auch im höheren Lebensalter nahezukommen". Dementsprechend bot die Klinik potentiellen Patienten in einem "Team aus Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten, Sozialarbeitern und Seelsorgern ein ganzheitliches Behandlungskonzept an, das auf ihre individuellen Belange und jeweilige Lebenssituation abgestimmt ist". Insgesamt wurde betont, dass durch die Eröffnung eine bisher in Stuttgart vorhandene Versorgungslücke "vorbildlich geschlossen" werde.

Nach einem Jahr zog man eine erste Bilanz. Die Klinik war im stationären Bereich durchschnittlich zu 81,4 % belegt. Insgesamt konnten 919 Patienten aufgenommen werden, davon 854 vollstationär. Behandelt wurden überwiegend Betroffene mit Schlaganfall sowie Frakturen und Gelenkerkrankungen. Die Aufenthaltsdauer betrug meist etwa 25 Tage und danach konnte eine Mehrheit der Betroffenen nach Hause entlassen werden, wobei Mobilität und Selbstständigkeit durch die umfassenden Therapieanwendungen gesteigert werden konnten. Als im Jahr 2003 Prof. Dr. Clemens Becker die Leitung der Klinik übernahm, hatte sich die Belegung auf 96,4 % erhöht. Etwa 1.200 Patienten wurden behandelt, womit die Klinik zu den größten geriatrisch- rehabilitativen Einrichtungen in Baden-Württemberg zählte.

Neben der Behandlung beteiligte sich die Klinik auch an Forschungsprojekten, beispielsweise im Bereich der Sturzprävention oder der Demenz, veranstaltete Tagungen oder Informationsreihen für ältere Menschen und deren Angehörige. Systematisch wurde bei der Versorgung von Schlaganfällen die Zusammenarbeit mit weiteren Abteilungen des RBK vertieft, so dass eine Stroke Unit zertifiziert werden konnte. In Kooperation mit der Unfallchirurgie wurde vor allem der Bereich der Alterstraumatologie geprägt. Ehe Prof. Becker 2021 in den Ruhestand trat, wurde das Angebot der Klinik um die Mobile Geriatrische Rehabilitation erweitert. Seither leitet Prof. Dr. Markus Ketteler gemeinsam mit Prof. Dr. Killian Rapp die Klinik, deren Team mittlerweile über 90 Mitarbeitende zählt. Seit dem 1. Januar 2023 baut das RBK das altersmedizinische Angebot für die Menschen in der Region Stuttgart am Standort City aus. Sowohl in der Akutgeriatrie als auch in der Rehabilitation stehen dabei eine speziell auf die Bedürfnisse der älteren Patienten abgestimmte ganzheitliche Therapie und Behandlung im Mittelpunkt.

Spatenstich für die Klinik am 19. Januar 1996 (Quelle: RBSG-Archiv 8000-62/957)