Neuerwerbung Homöopathische Apotheke aus Ettlingen

Mitteilung

Neuerwerbungen Frühjahr 2023 Homöopathische Apotheke aus Ettlingen Ein wahrlich gewichtiges Objekt wurde im Januar angeliefert: eine Homöopathische "Reiseapotheke" in Nussbaumfurnier aus dem badischen Ettlingen. Mit ihren Ausmaßen von 68 Zentimetern Länge, einer Höhe von 22 cm und einer Breite von 45 Zentimetern sowie der feinen Intarsienarbeit beeindruckt diese schon rein optisch. Die Apotheke ist zudem gefüllt mit zahlreichen Fläschchen und Etiketten für die Beschriftung. Unsere Recherchen ergaben, dass die Ettlinger Stadtapotheke bereits 1718 erwähnt wurde und die älteste Apotheke der Stadt ist. 1904 erwarb Friedrich Wilhelm Tummer die Apotheke. Dessen Name ist auch auf den Etiketten zu erkennen, so dass aus diesem Zeitraum wohl die "Reiseapotheke" stammt, die wir bei einem Auktionshaus in Sachsen erwerben konnten. Wie die Apotheke nach Sachsen kam und warum sich unter anderem eine Steuermarke „Notopfer Berlin“ in der Schublade befand, kann noch erforscht werden. Zu vermuten ist jedoch, dass der schwere Kasten womöglich als "homöopathisches Dispensatorium" genutzt wurde. Für die Lagerung und den Verkauf homöopathischer Wirkstoffe wie allgemein für den Betrieb von Apotheken galten besondere Vorschriften. Manche Apotheker wollten den Kunden zwar die besonderen Arzneimittel anbieten, hatten jedoch keine gesonderten Räumlichkeiten zur Verfügung oder wollten diesen Aufwand auch nicht betreiben. Eine Möglichkeit war dann ein so genanntes "Dispensatorium", das die erforderlichen Wirkstoffe und ihre Potenzen in separierten Schränken oder wie im vorliegenden Fall Kisten enthielt. Auch in dem nun erworbenen Exemplar sieht man beispielsweise, dass stark wirkende Mittel innerhalb der Kiste noch einmal abgetrennt und in extra verschließbaren Fächern lagerten. Dies erforderten beispielsweise die Vorgaben in Württemberg. Baden selbst hatte zwar keine gesonderten Vorschriften über die Einrichtung und den Betrieb homöopathischer Apotheken erlassen, doch achteten die Apotheker vermutlich darauf, durch eine separate Einrichtung das Vertrauen der Kundschaft zu erhalten. Dass Tummer die Mittel nicht immer selbst herstellte zeigen außerdem enthaltene Fläschchen der Apotheke Mayer in Bad Cannstatt.

Weitere Informationen sind zu finden in: Winterhagen, Ines: Homöopathische Apotheken in Württemberg. Von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg, Essen 2020.