Homöopathie heute

Seit über 200 Jahren kann die Homöopathie auf Heilerfolge verweisen. Trotz bisher unzureichender wissenschaftlicher Beweise ihres Wirkmechanismus ist ihre therapeutische Wirksamkeit mittlerweile auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannt.

Erstaunliche Erfolge erzielt die Homöopathie vor allem in der Behandlung von chronischen und allergischen Erkrankungen wie Rheuma, Migräne, Asthma bronchiale oder Hautkrankheiten. Bei einer weltweit alternden Bevölkerung und wegen der zunehmenden Verbreitung von Schadstoffen im Alltag nimmt die Bedeutung solcher Krankheitsbilder zu.

Da die Homöopathie mittlerweile weltweit praktiziert wird, bilden sich regionale Besonderheiten aus. So bewältigen Homöopathen spezifische Herausforderungen (Krankheitsbilder) nun oft mit einheimischen, geprüften Arzneien. In manchen Ländern werden überwiegend Komplexmittel (aus mehr als einem Wirkstoff) verschrieben, anderswo dominieren die „klassischen“ Einzelmittel.

Seit den 1980er Jahren nimmt die Nachfrage nach homöopathischer Behandlung und homöopathischen Arzneien weltweit zu. So hatte fast ein Drittel der Deutschen 2005 Erfahrungen mit der Homöopathie; in Frankreich waren es sogar 40 %. Patienten in homöopathischer Behandlung sind überall deutlich häufiger Frauen als Männer, haben überdurchschnittliche Bildungsabschlüsse, sind eher unzufrieden mit ihrem Gesundheitszustand und haben ein besonders starkes Interesse an Gesundheit. Sie streben mehr Mitbestimmung des Patienten an. Etwa drei Viertel der Europäer wünschen eine stärkere Berücksichtigung der Komplementär- und Alternativmedizin (CAM) in ihren Gesundheitssystemen. Patienten, die CAM in Anspruch nehmen, sind jünger als die Gesamtbevölkerung, was auf ein weiteres Wachstumspotential der Homöopathie verweist.

Das Angebot an homöopathischen Behandlern wächst überproportional. Fast die Hälfte aller deutschen Allgemeinärzte verschreibt nach einer repräsentativen Umfrage homöopathische Mittel „sehr oft, oft oder gelegentlich“. Mittlerweile führen etwa 6000 Ärzte die Zusatzbezeichnung „Arzt für Homöopathie“. Das sind dreimal so viele wie 1993. Der Anteil der Homöopathen an den Allgemeinärzten liegt mittlerweile bei fast 3 %. Daneben steigt die Zahl der Heilpraktiker mit einer Ausbildung in Homöopathie.

Vergleichbare Wachstumstendenzen sind in weiteren europäischen Ländern zu beobachten: So ist der Anteil von Ärzten mit einer entsprechenden homöopathischen Zusatzausbildung in manchen Staaten mittlerweile höher als in Deutschland. In Indien, Brasilien und weiteren Ländern steigt die Zahl homöopathischer Ärzte ebenfalls stark.

Auch die Globalisierung kommt der Homöopathie zugute: So eröffnete z. B. in Japan, wo es bisher lediglich vereinzelt homöopathische Ärzte gab, Torako Yui 1997 eine sehr erfolgreiche Schule, die in den letzten zehn Jahren bereits 700 Homöopathen ausbildete. Ein ebenfalls von ihr initiierter Patientenverein soll schon 20.000 Mitglieder haben. In Sri Lanka und Malaysia informieren sich die Gesundheitsministerien über die Leistungsfähigkeit der Homöopathie. In den Emiraten am Golf von Persien entdecken Ärzte die bisher dort nicht praktizierte Homöopathie. In Südafrika und Australien verbreitet sie sich ebenfalls.

Nur Ärzte, die eine homöopathische Ausbildung durchlaufen haben, dürfen in Deutschland die Zusatzbezeichnung „Arzt für Homöopathie“ tragen. Bisher ist die Therapiemethode nirgendwo in Europa an den Hochschulen etabliert. Es bestehen allenfalls Lehraufträge, die die Medizinstudenten knapp über Grundlagen informieren. Die Ausbildung homöopathischer Ärzte ist daher überall als Fortbildung organisiert, die von den homöopathischen Ärzteverbänden oder Instituten angeboten wird.

Neben homöopathisch arbeitenden Allgemeinmedizinern gibt es auch Gynäkologen, Kinderärzte sowie Zahn- und Tierärzte, die Homöopathie anwenden. Die Tierhomöopathie gewinnt in einigen europäischen Ländern an Bedeutung, weil mit dieser Behandlung u. a. Arzneimittelrückstände im Tier, die die Verwertungsmöglichkeiten einschränken, vermieden werden.

Vielfältige Aktivitäten zielen darauf, die Ausbildung von Ärzten und Heilpraktikern (in Deutschland) zu verbessern. In anderen Ländern Europas geht es noch um die Vereinheitlichung der Standards. Dafür hat das European Committee for Homoeopathy bereits 1994 Richtlinien empfohlen.

Der Markt für homöopathische Pharmazeutika in Europa wächst jährlich seit Mitte der 1990er Jahre um ca. 5 %. Homöopathische Mittel haben inzwischen einen Anteil von knapp 1 % am europäischen Arzneimittelmarkt. Weltweit sind es lediglich 0,3 %.

Die Forschung wird von den Herstellern sowie einigen Stiftungen getragen. Da die Homöopathie nicht an den Universitäten etabliert ist, wird sie dort nur ausnahmsweise erforscht. In den letzten beiden Jahrzehnten haben einzelne europäische Länder, wie z. B. Deutschland und Dänemark, kleine, zeitlich begrenzte staatliche Forschungsprogramme aufgelegt, die auch der Homöopathie zugute kamen. Im britischen nationalen Gesundheitssystem wird in geringem Maß klinische Forschung gefördert. Demgegenüber gibt es in Indien eine ausgebaute Infrastruktur für Forschung zur Homöopathie.

Der Wirkungsmechanismus der Homöopathie ist immer noch nicht befriedigend erklärt. Immerhin zeigen neuere Untersuchungen, dass hochpotenzierte (also sehr stark verdünnte und verschüttelte) Substanzen bei Menschen, Tieren, Pflanzen, Zellen und Enzymen Wirkungen auslösen. Eine Erklärung könnte sein, dass durch die Potenzierung und die damit verbundene Energiezufuhr eine Umstrukturierung des Lösungsmittels stattfindet.

Wichtiger sind Studien über die tatsächlich beobachtbaren Wirkungen homöopathischer Behandlung. Die Auswertung von über 600 Studien zur Homöopathie für das Bundesamt für Sozialversicherung der Schweiz kam 2006 zu einem klaren Ergebnis: Es gibt ausreichend Belege für eine präklinische Wirkung und klinische Wirksamkeit der Homöopathie. Sie ist absolut und im Vergleich zu konventionellen Therapien eine sichere und fast immer kostengünstige Maßnahme. Einige Studien deutscher Krankenkassen belegen auch ihre Nachhaltigkeit, die zu Einsparungen indirekter Krankheitskosten führt.